Wenn man den Zunder auch an die Wand hängen möchte, statt ihn am Handgelenk zu tragen, kann man schöne warme beruhigende Bilder daraus zaubern. Waldkunst pur, und die Entstehungsgeschichte ist ein Teil des Kunstwerks, ein Gesamtkunstwerk sozusagen.


 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Zundertrama künstlerisch zu verarbeiten. Man kann patchworkartig Flächen kleben oder zusammennähen, man kann Bänder verweben, man kann es falten zu Blüten oder weiche körperliche Raumobjekte mit Füllung aus Wolle oder Watte daraus machen. 

Alle Verfahren haben aber zwei Dinge gemeinsam:


1. Das Material lebt durch seine vielfältigen Strukturen und Farbabstufungen, die bei jedem Fruchtkörper individuell sind. Buchentrama ist meist wärmer und dunkler als Birkentrama, und auch innerhalb jedes Pilzes gibt es verschiedene Farbnuancen. Schon allein dadurch sind Zunderbilder lebendig und man kann mit Kontrasten und Harmonien nur über die Zusammenstellung von verschiedenfarbiger Läppchen und Bänder arbeiten, ohne sonstige Elemente hinzu zu nehmen.


2. Das Material ist plastisch, haptisch, es hat Erhebungen, Vertiefungen, kann dick oder dünn gezogen und geschnitten sein. Auch hierdurch kann man Struktur und Dynamik schaffen. Je nachdem, ob es filigran hauchfein gestreckt ist oder aus wulstigen Schnüren besteht, ob nur die feine helle obere Schicht oder Teile der dunklen flauschigen verwoben werden, hat das Werk ein völlig anderen Charakter.


Zundertrama hat eine unglaublich warme Ausstrahlung. Man möchte es anfassen, und anders als bei gemalten Bildern schadet das eigentlich auch nicht, der eine oder andere Fleck macht Zunderkunst sogar noch lebendiger.


Es geht eine beruhigende Wirkung von dem Naturmedium aus, ähnlich wie von schön gemasertem Naturholz.


Ich habe ursprünglich aus kreativer Neugierde angefangen, Tramaläppchen in Streifen zu schneiden und damit herum zu experimentieren. Inzwischen liebe ich das Weben mit den Bändern und die künstlerischen Möglichkeiten, die in dem Material stecken, mehr noch als die handwerkliche Verarbeitung. Damit arbeiten ist ähnlich wie die Zundersuche im Wald: Meditativ, spirituell, entschleunigt. Und es ist immer irgendwo im Bewusstsein, was man da eigentlich verarbeitet, einen Baumpilz, der die Evolution des Menschen begleitet und mitbestimmt hat. 

Ein absolut geniales Medium, finde ich. 


Komposition aus Trama-Rechtecken mit Tuscheumrandungen auf Acrylgrund
Komposition aus Trama-Rechtecken mit Tuscheumrandungen auf Acrylgrund

Hier habe ich Tramastücke mit Latex auf einen Stoff geklebt und in Rechtecke geschnitten. Diese habe ich 5 mm überlappend zu einem Mosaik zusammengesetzt und die Konturen mit Tuschepinselstift schwarz akzentuiert. Das ganze auf eine schwarz mit Acryl bemalte Leinwandplatte geklebt, fertig.

Aus den restlichen Tramarechtecken habe ich noch eine Hülle für ein Kirschkernsäckchen gefertigt. Das riecht nach dem Erhitzen dermaßen nach Wald, herrlich ist es. Wärme- und Dufttherapie in einem, der Geruch hält ewig lange.

Zunderläppchen mit Tuschekonturen, Naht und Hortensienblütenblättern auf Acrylgrund
Zunderläppchen mit Tuschekonturen, Naht und Hortensienblütenblättern auf Acrylgrund

Das mit Latex leicht überlappend geklebte und mit Zierstichen akzentuierte Innenteil sollte eigentlich als Tischdeckchen dienen, aber da es viel zu schade ist, um darauf seinen Kaffee auszukippen, im Eifer des Gefechts, habe ich es zum Kunstwerk umgewidmet. Die Umrandung mit Tusche schafft zusätzliche Struktur, ohne würde das Tramabild organischer wirken.

 

Besonders aus feinen Zunderstreifen kann man sich selbst als Baumeister der Natur betätigen. Das Endprodukt so einzigartig, dass man es sicher nicht auch beim Nachbarn an der Wohnzimmerwand finden wird. 

Es ist zeitaufwändig, mit Tramabändern zu weben, aber es hat was. Man kann alle möglichen Reststücke zu Streifen verarbeiten, notfalls sogar im Kreis schneiden. Danach müssen die noch nicht gleichmäßigen Streifen nochmals nassgemacht und feucht in Form gezogen werden, sprich längs. Was bei Kurvenschnitten dann als "Beule" zuviel ist, einfach abschneiden. Danach wie üblich trocknen und weichkneten. Es ist schöner, wenn die Bänder nicht zu regelmäßig sind, auch wirken verschiedene Farben besser, es ist schließlich ein Stück Natur, ein Baumpilz, der da verwoben wird. Man kann bei den Bändern Vorder- und Rückseite abwechseln, das wirkt noch organischer. Kurze Stücke kann man ein paar Millimeter überlappend aneinanderkleben, auch die sich überkreuzenden Stellen besser mit etwas Kleber fixieren. Am Besten eignet sich Latex-Textilkleber, mit dem kann man sogar auf Stoß kleben, sofern das Tramastück ca. 1 mm dick ist. Es hält, der Latex verbindet sich mit dem Material fester, als das die Tramafasern untereinander tun. Ein genialer Kleber, hitzebeständig und natürlich. So entsteht ein relativ stabiles Gewebe, das man dann zu Kunst oder auch Gebrauchsgegenständen wie Stirnbändern, Armbändern, Buchhüllen, Deckchen oder kleinen Täschchen weiterverarbeiten kann.

 

Zundergewebe, eng oder weit gearbeitet
Zundergewebe, eng oder weit gearbeitet
Zundergewebe auf Leinwand mit strukturiertem Acrylgrund
Zundergewebe auf Leinwand mit strukturiertem Acrylgrund
Zundergewebe mit Tusche und Blattgold- Akzentuierung
Zundergewebe mit Tusche und Blattgold- Akzentuierung

Tramagewebe auf Leinwand mit Acryl und Orchideenblüten. Bisher mein bestes...