Aus klein wird groß oder wie man lernt, verborgene Schätze zu heben....

Aus diesem nicht mal 5 cm großen Winzling, den ich in einem Glas mit Räuchenpilzchen seit Monaten auf dem Balkon stehen hatte, gewann ich Läppchen in fast Din A 4 Größe. Wie gesagt, Wunderzunder.. 

Schönes dunkles feinfaseriges Pilzleder, man weiß halt nie, was in einem Zunderschwamm wirklich steckt. Ich habe schon oft Pilze heimgetragen, voller Stolz und Vorfreude auf die ultimative Mega-Ausbeute an Tramaleder, die sich dann als kaum verwertbar erwiesen. Und die kleinsten Mickerlinge, wie der bei den Miniräucherpilzchen vergessene, entpuppen sich manchmal als Tramaweltmeister. Das liegt daran, dass ein Großteil der späteren Trama schon im direkt nach dem Primordialstadium angelegt ist. Er verändert sich später noch, wird kräftiger und heller, aber auch schwerer zu gewinnen. Und so endlos dehnbar, wie das Trama in der Knubbelphase ist, ist es nie wieder. Natürlich wird es dabei auch sehr dünn, aber trotzdem fest. Dicke flauschige Lagen erntet man dabei nicht. Aber die gibt es generell nur bei den Unterarten, die in kaltem Klima gedeihen. 

Nach dem Entfernen der Kruste. Bei frischen Knubbels ist diese noch ganz weich, getrochnet wird sie aber auch sehr hart. Nach ein paar Minuten Einweichzeit lässt sich das Pilzchen jedoch wieder leicht verarbeiten.

Übrigens bleiben auch viele Monate getrocknet gelagerte Zunders lebendig insofern, als bei Wasserzufuhr wieder Hyphen gebildet würden. Durch Kochen könnte man den Pilz abtöten. Sofern die Luftfeuchtigkeit nicht extrem hoch ist, muss man das aber nicht tun, gekocht werden bei mir nur die Pilzteile, aus denen ich Sirup mache.

Der Pilz besteht in diesem Stadium nur aus Myzelialkern und Trama. Den Myzelialkern kann man einfach durch Umstülpen der Trama herauslösen. Einfacher geht es nicht, Pilzleder zu gewinnen. Die helle Trama ist extrem dehnbar, deshalb kann man aus einer 1 cm dicken Schicht ein ziemlich großes Läppchen gewinnen , wenn man es auf 1-2 mm Dicke dehnt.

So schaut der Tramateil nass aus. Wenn man noch wenig Übung im Wegschneiden der unelastischen Stellen hat, kann man die ganz einfach am nassen Gewebe identifizieren, sie fühlen sich hart an. Man kann sie auch am nassen Läppchen direkt wegschnippeln, allerding nimmt man da leicht zuviel weg.

Hier das wieder ausgedrückte Läppchen, man sieht die feinen hellen und härteren dunklen Fasern. Je mehr von den dunklen man wegschneidet, umso gleichmäßiger und dünner lässt sich das Trama später dehnen. Außerdem kann man Röhrenansätze erkennen, die ich, wenn sie weich sind, manchmal als dekoratives Element stehen lasse.

Das fertig gedehnte Lederläppchen von der Röhrenseite, diese ist immer lebhafter und ungleichmäßiger.....

...und von der Krustenseite. Man kann durchaus beide Seiten nach oben verwenden, z.B. bei Patchworkverarbeitung, man erhält so schöne lebendige Kontraste. Abriebfester ist aber meist die Außenseite (Krustenseite).

Erstaunlich, dass in dem winzigen Knubbelchen so ein Riesenlappen steckte, oder? Und das bei ganz schneller Verarbeitung. 

So dünn ist das fertige Pilzleder bei meiner Verarbeitungsmethode, es ist wie Wildleder.

Wenn man das Glück hat, einen dicken umgestürzten Birken- oder Buchenstamm zu finden, kann man oft regelrechte Riesenknubbels ernten. Solange diese noch keine Seite für die Röhrenbildung auserkoren haben, bestehen auch sie nur aus weicher Kruste, Myzelialkern und Trama. Es ist eine wahre Freude, die dicken weichen flauschigen Tramamassen zu dehnen und zu stecken, bis schließlich ein Lederlappen herauskommt, aus dem man problemlos ein Täschchen oder einen Bucheinband machen könnte. Ich finde es auch immer faszinierend, dass man am Ende aus dem Lederstück ablesen kann, welche Form der spätere Fruchtkörper entwickelt hätte, nämlich anhand der sehnenartigen Verwachsungen, die auf der Innenseite des Tramalappens zu sehen sind. Man schneidet sie am besten heraus, damit man den Rest flexibel dehnen kann.