Wissenswertes zum Zunderschwamm: Wer er ist, wo er wächst und auch sonst allerlei Zunderfakten

Zunder-sit-in an liegenden Birkenstämmen. Ich hab sie nicht so drapiert, es muss eine Fomes-Konferenz stattgefunden haben...
Zunder-sit-in an liegenden Birkenstämmen. Ich hab sie nicht so drapiert, es muss eine Fomes-Konferenz stattgefunden haben...

Vorweg ein Hinweis: Da ich selbst Pädagogin und Künstlerin und keine Mykologin und nicht mal Naturwissenschaftlerin bin, stelle ich meinen eigenen und sehr persönlichen Zugang zum Zunderschwamm dar. Es gibt unzählige mykologische Ausfühungen zum Zunderschwamm im Internet, und in jedem Pilzbuch findet man eine ausführliche Beschreibung. Für Inhaltsstoffe und medizinische Fakten möchte ich auf das Grundlagenwerk "Heilende Pilze" von Guthmann verweisen, es ist sehr tiefschürfend und fundiert auch zum Zunderschwamm. 

 

Ich beschränke mich auf das, was die Gewinnung von Zunderleder oder Herstellung Auszügen für Heilzwecke an Informationem erforderlich ist. Das Herzstück von wunderZUNDER ist eine detaillierte Anleitung, wie man aus den hier verbreiteten Zunderschwämmen Pilzleder für kleinere Objekte gewinnen und handwerklich oder künstlerisch verarbeiten kann.

 

Hier ein kurzer Steckbrief unseres Freundes:

 

Er ist ein mehrjähriger Baumparasit und Folgezersetzer (SAPROBIONT) aus der Familie der Porlinge, der hierzuland über die Pilzsporen praktisch nur Buchen und Birken befällt, den lebenden Baum schwächt, indem er als sog. simultaner Weißfäuleerreger neben der Zellulose auch das Lignin verspeist, und den dann absterbenden oder toten Stamm zersetzt. Ohne das stützende Lignin, das für die wenig standfesten Zellulosefasern als stabilisierender Kitt dient und das dem Holz die braune Färbung gibt, kann kein Stamm stehen bleiben. Er bricht erst oben ab, dann fällt irgendwann der ganze Baum um und am Boden vollendet sich das Werk der Transformation durch weitere Organismen und Zersetzer.

Im Laufe dieses Prozesses nimmt der Pilz mit seine feinen Hyphen, die das Myzel bilden, chemische Substanzen aus dem Holz auf, sie werden auch in den Fruchtkörper, die wir als Zunderschwamm ernten, eingelagert. Deshalb enthält z.B. der auf Birken gewachsene Pilz Betulin und Betulinsäure, die dem Buchenzunder wie der Buche fremd sind.

 

Der Name Zunderschwamm folgt aus der besonderen Eigenschaft der Pilzfleisches (Trama), das wirklich wie ein Schwamm Wasser aufnehmen kann, außerdem wurden Pilze früherer generell oft als Schwämme bezeichnet. In meiner langjährigen bayerischen Heimat heißen sie immer noch Schwammerln, man beachte das durch drei verschiedene Zungenpositionen gebildete sozusagen dreifach gerollte "rrrrllllnnnn" am Ende, das in meiner oberfränkischen Urheimat einfach wegfällt, weil, do gid mä neemlich in die Bildzz......(da geht man in die Pilze, nicht die Schwämme). 


ZUNDER ist dagegen ein leicht brennbares Material, etwas, womit mit man ein Feuer anzünden kann. Auch dies ist der Trama (korrekt bezeichnet ist Trama weiblich, aus dem Lateinischen "trama" = Gewebe, f.) zu verdanken, ein winziger Funke reicht, um einen kleinen Glühbrand auf der Trama zu entfachen und sogar die trockene Röhrenschicht glimmt still und leise vor sich hin, wenn sie angezündet wird. Deswegen gibt der ganze Pilz einen wunderbaren Ersatz für Räucherkohle ab, mit dem unschlagbaren Vorzeil, dass er auch noch selbst der Räucherstoff ist. 2 in 1 sozusagen.

 

Der Zunderschwamm hat mit dieser besonderen Eigenschaft, Glut sehr lange halten zu können, die Evolution des Menschen mitbestimmt. Wo es Zunder gab, gab es Feuer, das nach einem Blitzeinschlag oder Waldbrand konserviert und als Glut in einem trockenen Zunderpilz über weite Strecke am Leben gehalten werden konnte. Wo es Feuer gab, konnte tierisches Eiweiß leichter verdaut werden, konnten Werkzeuge besser bearbeitet werden, konnten nasse Felle getrocknet werden, konnten Menschen kalte Gebiete besiedeln. Erst als der Mensch gelernt hatte, durch Reibung von gedrillten Holzstäben oder Schlagen mit Feuersteinen selbst Funken zu erzeugen, kam die funkenauffangende Wirkung des Tramagewebes oder feinfaseriger Pflanzenteile zum Einsatz. Bis dahin konnte nur Feuer aus natürlichen Bränden am Leben erhalten werden.

 

Unglaublich, was die Menschheit diesem knolligen Gefährten verdankt. Ohne ihn säßen wir vielleicht noch auf den Bäumen.

 

Doch nun zurück zum Wuchs des Fomes Fomentarius:

 

Der Pilz lebt also zunächst in Form des Myzels unsichtbar im Holz. Er bildet aber jährlich neue Fruchtkörper, die zunächst als kleine Erhebungen aus der Rinde hervorbrechen und dann zu asymetrisch kugelige Gebilden werden, außen eine erst silbrige, dann bräunliche weiche Kruste, innen nur Trama und der sog. Myzelialkern, richtiger eigentlich Primordialkern. Bei den ganz kleinen knolligen Minis handelt es sich ja um Primordien, also die ersten Fruchtkörperanlagen. Es hat sich aber die Bezeichnung Myzelialkern "eingebürgert". 

Dieser ist typisch für den Zunderschwamm, er besteht aus einer weichen, bröckeligen wie Kork aussehenden hellbraunen Masse mit weißen Sprenkeln. 

 

Ich nenne diese Zunderbabies liebevoll "Knubbels", weil sie so knubbelig ausschauen. 

 

Dieser Knubbel zeigt schon erste Ansätze zur Röhrenbildung, er ist schon über das Primodialstadium hinaus. Die dunkle Linie zeigt dieses zweite Stadium, an, er ist aber noch super als schnelle Tramaquelle zu verwenden. Am Anfang gibt es noch keine richtige Kruste, die entsteht erst später aus den weißen Myzelfäden auf der Oberseite des Minis.

abgelöster Frischling
abgelöster Frischling

Hier ein schon zwecks Röhrenbildung abgeflacht in die Breite gewachsener Jungzunder: Man kann links den Myzelialkern gut sehen, und die noch hellbraune weiche Kruste. Solange sie noch keine Vertiefungen zwischen den Wachstumszonen hat, ist die Trama der ganzen Hutfläche als durchgehender Lappen verwertbar. Der äußere Wachstumswulst löst sich beim Dehnen allerdings meistens ab. Klein aber fein, und es ist erstaunlich, wie groß die Zunderläppchen solcher Winzlinge am Ende oft werden, wenn noch wenig Röhren ausgebildet waren.

Auch Knubbels können täuschen. Diese knolligen Winzlinge schauen ein wenig nach  Feuerschwamm-Babies aus. Klarheit gewinnt man erst, wenn man den Pilz ablöst. Feuerschwämme haben keinen runden Myzelialkern, die Anwachsstelle geht über die ganze Fläche, auf der der Fruchtkörper am Substrat aufliegt, und die Trama ist anders strukturiert, viel fester und richtig rostbraun. Sie lässt sich nicht dehnen, sondern reisst. Man kann Feuerschwämme nur schwer vom Substrat ablösen. Bei Zunders dagegen genügt bei kleinen Exemplaren ein Schlag oder Tritt von oben oder unten, und sie klappen vom Stamm ab. Bei großen oder älteren Pilzen reicht es, mit einem scharfen Messer oben in den Ansatz des Myzelialkern zu stechen und rings um diesen herum zu schneiden. Birkenzunders sitzen lockerer als die Kollegen von der Buche, bei denen auch der Myzelialkern oft größer und fester ist, letztere scheinen fester mit der Rinde zu verwachsen, bzw. die Buchenrinde ist stabiler als die mehrlagige Birkenrinde. 


Chemisch kann man Zunders von Feuerschwämmen mit Kaliumlauge unterscheiden, beim Zunderpilz färbt sich die Lauge nach dem Aufträufeln auf die Kruste kräftig rotbraun, beim Feuerschwamm nicht. 

Optimal für die Pilzledergewinnung sind natürlich frisch gewachsene Knubbels und generell frische noch Sporen bildende Fruchtkörper. Ab etwa Mai findet man sie bis zum Frostbeginn im Spätherbst. Aber auch in der kalten Jahreszeit kann man Zunderpilze ernten, der Pilz bildet ja mehrjährige Fruchtkörper, sie sind in dieser kalten Zeit nur nicht aktiv. Ich habe aber auch schon im Februar oder März sehr gute Pilze gefunden, auch wenn man das von außen nicht immer sieht. Auch Madenbefall erkennt man nicht immer sicher, da die Käfer sich auch durch die Röhrenschicht in den Pilz vorarbeiten können, weshalb man Befall von oben nicht sieht. Es bleibt immer ein Überraschungsmoment, zum Guten wie zum Schlechten!



Zunders auf totem Buchenstamm, im April fotografiert. Man sieht hier verschiedene Wachstumsformen. Seitlich ein- umd mehrjährige Pilze mit Röhrenschicht und einigen Zuwachszonen, oben am Stamm zwei abgestorbene Knubbels, die keine Röhren bilden konnten, weil sie am Stamm ganz oben, also praktisch auf einer planen Fläche ohne abschüssige Neigung saßen. Weiter unten ein Knubbel, der bei leichter Neigung weiter Trama vor sich herschob, bis er abschüssige Stammzonen erreicht hatte, wo auch prompt die Röhrenbildung einsetzte. Wären die Pilze nicht vom Vorjahr gewesen, sondern z.B. im Juni gewachsen und im September fotografiert worden, hätten sie eine erst weiße, dann rehbraune, dann hellgraue Oberfläche. Diese hier sind schon schwerer zu bearbeiten und eventuell wurmig. So etwas lässt man besser stehen, zumindest sollte man mit einem Messer einen kleinen Schnitt setzen und testen, ob die Trama wurmig ist.

Weiter geht es mit dem Aufbau "erwachsener" Pilze, die eine vollständig ausgeformte und funktionsfähige Röhrenschicht haben, welche freudig Sporen in die Welt schickt.

 

Der Zunderschwamm hat, wie schon erwähnt, pro Jahr meist mehrere Wachstumsschübe, je nach Witterung und verfügbarem Lignin des Substrats. Ein Exemplar mit 15 Ringen ist deshalb nur selten auch 15 Jahre alt, die wenigsten Pilze erreichen ein so hohes Alter, auch wenn in Internet und Literatur oft von greisen Uraltzunders die Rede ist. Kein massiv von Zunderschwamm befallener Baum hält 30, 40 Jahre durch, jedenfalls nicht in unseren Breiten.

 

Wenn ein Stamm umfällt, an dem bereits Fruchtkörper gewachsen sind, werden diese kurzerhand ungebaut. Die Röhren können ihre Funktion, Sporen herausfallen zu lassen, ja nur mit senkrechter Röhrenschicht erfüllen, und wenn der Stamm liegt statt steht, zeigen die Röhren zur Seite und können keine Sporen entlassen. Also überwuchert der schlaue Wunderzunder die nun waagerecht liegenden Röhren mit neuer Trama und danach mit einer neuen Kruste. Die nach unten weisende frühere Kruste wird zu neuen Röhren umfunktioniert. Man nennt dies Geotropismus,  es entstehen oft ganz skurile Gebilde. Übrigens ist die Trama unter der neuen Kruste extrem fest verwoben, man kann daraus richtig belastbare Lederstückchen machen, die nicht auffasern bei Reibung, sie ist allerdings auch nicht so weich und flexibel. Die normale Trama dageben ist wunderschön flauschig-samtig, aber nicht sehr abriebfest.

 

Dieser schon ein paar Jahre alte Zunder hat sich statisch neu orientiert und da, wo ursprünglich die Röhren saßen, eine dicke neue Kruste gebildet, an deren unterem Ende dann der Fruchtkörper mit allem was dazugehört weitergewachsen ist. Geotropismus pur. Unten links reichte der Pilz, da der Stamm am Boden lag, schon in die Moosschicht und ist deshalb feucht und vermutlich von Parasiten befallen.

Ein tramaträchtiger Pilz auf einem riesigen vom Sturm gefällten Birkenstamm. Ich habe ihn vor dem Aufschneiden Hugo 1 getauft, er hat es verdient.
Ein tramaträchtiger Pilz auf einem riesigen vom Sturm gefällten Birkenstamm. Ich habe ihn vor dem Aufschneiden Hugo 1 getauft, er hat es verdient.

Je größer die obere Kappe eines Zunderschwamms, umso mehr Zunder verspricht er. Diese Kappe ist das nunmehr oben sitzene Knubbelchen, unter ihr liegt die beste Tramaschicht des ganzen Pilzes. Sie ergibt die weichsten Läppchen mit ganz flaumiger Oberfläche, die sich super anfühlt. 

junge Fomes Fomentarius am liegenden Birkenstamm. Sie können trotz mehrerer Wachstumszonen einjährig sein, wenn es genug geregnet hat. In diesem Stadium sind sie leicht zu verarbeiten, die Kruste ist weich und der Röhrenanteil noch überschaubar.
junge Fomes Fomentarius am liegenden Birkenstamm. Sie können trotz mehrerer Wachstumszonen einjährig sein, wenn es genug geregnet hat. In diesem Stadium sind sie leicht zu verarbeiten, die Kruste ist weich und der Röhrenanteil noch überschaubar.

Die Färbung gibt Aufschluss über das Alter des Pilzes. Da gibt es schwarz-grauen Eminenzen mit Moosmütze, die majestätisch mit Alter bis zu 15 Jahren von dicken Buchenstämmen herunterschauen, die silbrig-grauen Mid-Ager mit etlichen Wachstumszonen und rehbrauner Zuwachskante und die noch grau-braunen Frischlinge, die grade mal das silbrig-weiße Knubbelstadium hinter sich gelassen und sich pupertär die erste Röhrenschicht zugelegt haben.

Dieses beeindruckende Exemplar ist nur ein einziger Pilz mit nur einem Myzelialkern. Wahrscheinlich ist der ursprüngliche schon große Fruchtkörper beim Fallen des Stammes abgebrochen. Aus der Anwachsstelle sind dann mit Röhren Richtung Boden neue Fruchtkörper gewachsen, aber alle aus demselben Myzelialkern.
Dieses beeindruckende Exemplar ist nur ein einziger Pilz mit nur einem Myzelialkern. Wahrscheinlich ist der ursprüngliche schon große Fruchtkörper beim Fallen des Stammes abgebrochen. Aus der Anwachsstelle sind dann mit Röhren Richtung Boden neue Fruchtkörper gewachsen, aber alle aus demselben Myzelialkern.

Hier ein besonders uriger Pilz, noch in bester Verfassung. So schön er auch ist, zundertechnisch wird man daran wenig Freude haben. Je zahlreicher und je enger beieinander die Wachstumszonen, umso geringer die Tramaausbeute. Der Pilz investiert bei jährichen Zuwachs nicht mehr in das Pilzfleisch (Trama), sondern ins Kinderkriegen, sprich sporenbildende Röhren. 

Ein Youngster, der wahrscheinlich spät im Jahr geboren wurde, als Knubbel überwintern musste und dann erst im nächsten Jahr Röhrenschichten bilden konnte.
Ein Youngster, der wahrscheinlich spät im Jahr geboren wurde, als Knubbel überwintern musste und dann erst im nächsten Jahr Röhrenschichten bilden konnte.

Man kann ein bisschen aus der Form des Pilzes auf seine Biografie rückschließen. Wenn die Wachstumsbedingungen gut sind, entsteht schon ein größerer Knubbel und innerhalb einiger Wochen ein Fruchtkörper mit einer breiten furchenlosen Zuwachsschicht. Je schmaler diese Zuwachsringe sind, umso ungünstiger waren Nahrungszufuhr und Witterung. Für Pilzlederschnippler ist das Optimum an Beute ein Riesenknubbel, es gibt welche mit 15 cm Durchmesser. Dazu braucht es natürlich sehr dicke Stämme. Der Großteil der Trama liegt bereits im Knubbel, und man erspart sich mühsames Herumsäbeln.

Hier hatte der Knubbel - das ist der kugelige obere Teil - selbst wohl keine optimalen Wachstumsbedingungen, vielleicht kam er zu spät im Jahr oder es war sehr trocken, er blieb daher eher mikrig. Im nächsten Jahr lebte er aber noch und bildete einen hübschen Fruchtkörper.

Erwin der Große. Er stammt von einer dicken alten Birke und seine Ernte verlangte mir einiges an Akrobatik ab, ich weiß noch, wie ich mich in der Astgabel in 1,5 Metern Höhe am Baum mit einer Hand festklammerte, während ich mit der anderen den Pilz vorsichtig absägte, wobei mich eine Gruppe von Wanderern äußerst misstrauisch beäugte. Bei großen alten Zundern ist eine gute Klapp-Zugsäge sehr praktisch, sie passt in jede Tasche und erspart viel Herumgezerre an Pilz und Baum.
Erwin der Große. Er stammt von einer dicken alten Birke und seine Ernte verlangte mir einiges an Akrobatik ab, ich weiß noch, wie ich mich in der Astgabel in 1,5 Metern Höhe am Baum mit einer Hand festklammerte, während ich mit der anderen den Pilz vorsichtig absägte, wobei mich eine Gruppe von Wanderern äußerst misstrauisch beäugte. Bei großen alten Zundern ist eine gute Klapp-Zugsäge sehr praktisch, sie passt in jede Tasche und erspart viel Herumgezerre an Pilz und Baum.

Hier eine graue Eminenz, Erwin der Große. Ich zeige bei der Gewinnung und Verarbeitung von Pilzleder, wie sein Innenleben aussieht.

Der Moosbewuchs deutet auf die hohe Luftfeuchtigkeit in Wald hin, es war auch tatsächlich ein ehemaliges Moor. Der Baum lebte noch, war aber schon massiv vom Zunderschwamm befallen. Sehr alt wird er nicht mehr werden.

ein großer sehr alter Fruchtkörper auf einer mächtigen vom Sturm gefällten Birke. Birken sind ausgesprochene Flachwurzler, deshalb sind sie in Laubwäldern die ersten, die fallen.
ein großer sehr alter Fruchtkörper auf einer mächtigen vom Sturm gefällten Birke. Birken sind ausgesprochene Flachwurzler, deshalb sind sie in Laubwäldern die ersten, die fallen.

Wenn ein Zunder schon am Absterben ist, kann er noch in einer letzten Aufbäumung gegen das eigene Ende Myzel produzieren, man sieht das auch bei geernteten Pilzen, die plötzlich mit einem weißen Flaum überzogen sind. Hier kann es sich aber auch um das erste Stadium des Umbaus von Röhren in Kruste handeln, wie oben schon beschrieben.

hier ein schon sehr von Maden zerfressener abgestorbener Zunderschwamm.
hier ein schon sehr von Maden zerfressener abgestorbener Zunderschwamm.

Für diesen Pilz gibt es eher kein Wiederaufleben, er hat sich bereits selbst in den Recycling-Prozeß eingereiht.

Der Zunderschwamm verursacht Weißfäule, da er zwar auch Zellulose verdauen kann, aber vor allem das braune Lignin abbaut.

Und so schaut es dann aus, wenn unser Freund, der Zunderschwamm oder andere Weißfäuleerreger herzhaft zugelangt und sich am Lignin eines Baumes verköstigt haben, farblich unterstützt noch durch andere Pilzwesen, wie z.B. dem Grünspanbecherling. 

ein Kunstwerk der Natur.....
ein Kunstwerk der Natur.....

Hier sieht man ein schönes Beispiel für Braunfäule an einem Baumstumpf.

Der Birkenporling, der Eichenwirrling und andere Zellulose zersetztende Baumpilze erzeugen sog. Würfelbruch, während der Zunderschwamm und die Schmetterlingstramete Weißfäule verursachen. Es bleibt nur das Stützgerüst aus Lignin übrig, das braun gefärbt ist, daher auch der Name Braunfäulerreger. Schaut toll aus, oder?

 

Wenn man durch viel Pirsch nach Pilzen in der Natur mit der Zeit gelernt hat genauer hinzuschauen, entdeckt man ein Naturkunstwerk nach dem anderen. Manchmal vergesse ich vor lauter Begeisterung über die archaischen Strukturen und Dschungelbilder in "meinen" Wäldern (gehören natürlich netten Bauern oder dem Land Bayern) ganz, dass ich eigentlich Baumpilze suche. 

Gerade im Zerfall liegt eine unglaubliche Schönheit, es es tritt darin die Welt hinter der Welt in Erscheinung, nämlich das Baumaterial des Lebens, das sich gerade neu formatiert. 

...wenn es Nacht wird im Birkenwald ist der große Auftritt unheimlicher weißer Vögel aus der Geisterwelt huhuhu.....
...wenn es Nacht wird im Birkenwald ist der große Auftritt unheimlicher weißer Vögel aus der Geisterwelt huhuhu.....

...doch mit diesem etwas morbide wirkenden Bild soll die Einführung in den Zunderschwamm hier nicht enden......

.....denn wie unglaublich vital so ein Zunderchen ist, das merkt man beim Verarbeiten immer wieder. Mit der Fähigkeit, neues Myzel aus allen möglichen Pilzbestandteilen zu bilden, ist es erst dann vorbei, wenn man das Material abkocht oder wenn der Fruchtkörper anfängt, sich zu zersetzen. Wieviele Jahre aus trocknenem Pilzgewebe noch neue Hyphen gebildet werden können, weiß ich nicht, irgendwann wird diese Fähigkeit sicher auch erschöpft sein.