Einen harten älteren Zunder aufzuschneuden, erscheint erst schwieriger, als bei einem weichen Exemplar. Ist es auch, aber es geht trotzdem mit besagtem scharfen Küchenmesser. Wenn der Pilz frisch geerntet ist, ist er innen weich und feucht, nur die Kruste ist hart und etwa 1 mm dick. Bei getrockneten Pilzen am besten ein paar Krustenteile abschneiden und den Pilz dann in warmes Wasser legen. So weicht um die Lecks in der Kruste das umlegende Trama auf und man kann mit dem Messer darunter schneiden.
Bei alten, aber gesunden Pilzen ist die Trama besonders schön und fest, man sieht hier schon die holzähnliche Maserung. Man muss allerdings etwas tiefer schneiden, denn direkt unter der Kruste sind die Fasern sehr dicht verwoben und schwer dehnbar.
Sobald ein Teil der Rinde entfernt ist, trennt man die einzelne Zuwachsringe voneinander ab. Da die Tramalagen zwischen diesen Zonen durch eine dunkle schwer dehnbare Schicht verbunden sind, bringt es nichts, die gesamte Trama in einem Stück verarbeiten zu wollen, jedenfalls nicht bei den einheimischen Zunders. Sie würde zwischen den Wachstumszonen reißen.
So schauen übrigens die Röhrenschichten aus, man sieht, dass sie keine Trennschichten haben, also kein Trama dazwischen wächst. Bei manchen anderen Baumpilzen, z.B. dem flachen Lackporling, ist das anders.
Die Röhren lassen sich leichter entfernen, wenn man sie von oben einschneidet und dann einfach aufbricht. Aufgefächert kann das Messer dann immer nur einen Röhrenblock absäbeln, und man sieht genau, wo die gute Tramaschicht beginnt.
Hier sieht man, dass beim einheimischen Zunderschwamm nur eine sehr dünne Tramaschicht in den Zuwachszonen gebildet wird. Je mehr Zonen gebildet werden, umso dünner ist sie, und umso härter ist die Kruste. Solche Pilze sind aber sehr gut für die Verarbeitung zu Tee, Sirup und Tinktur. Je feiner man die Stücke schneidet umso schneller werden die Wirkstoffe dann ausgezogen.
Je älter der Pilz, umso kleiner ist im Verhältnis der Myzelialkern, denn er wächst nicht mit.
Auch die Tramaschicht wächst nur insofern, dass für jede neue Wachstumszone erst weiche Trama entsteht, bevor neue Röhren hinzukommen. Die Kruste wird dagegen schon mit den Jahren dicker und wulstiger.
Erwin endete deshalb vor allem im Kochtopf. Aus den breiteren Zuwachsringen gewann ich zumindest einige längere und qualitativ sehr gute Tramastreifen, aus denen etliche Armbänder entstanden mt hoher Abriebfestigkeit. Meine gesamte Familie sowie der nähere Freundeskreis ist inzwischen mit Armbändern ausgestattet. Aber der Zundersirup und zwei Gläser Tinktur waren auch eine gute Ausbeute, und Erwin half, meine Histaminintoleranz zu kurieren, was keine chemische Bombe bisher geschafft hatte. Danke, Erwin!
linde_br